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Wieso ärgert mich etwas, das jemand anderen kalt lässt?

Aktualisiert: 19. Aug. 2019

Oder: Bin ich zu empfindlich?




Bestimmt hattest du auch schon mal einen schlechten Tag, an dem alles, aber wirklich alles, so richtig schief lief. Am Morgen nach dem Aufstehen fiel dir die Kaffeetasse herunter und du hast dich total darüber geärgert. Weil du sowieso schon zu spät dran warst, um noch die Scherben wegzuräumen. Dann war der Zug zu spät, der Chef wütend und dein neuer Arbeitskollege ist dir überhaupt nicht sympathisch. Denkst du, der Tag wäre exakt gleich verlaufen, wenn dir die Tasse am Morgen nicht heruntergefallen wäre? Oder wie wäre der Tag verlaufen, wenn dich das Herunterfallen nicht geärgert hätte?

Unsere Einstellung steuert unser Erleben


Ich hatte früher oft solche Tage, ich hatte sogar mein ganz bestimmtes Datum, das ich jeweils zum schlechtesten Tag des Jahres erklärte. An diesem Tag passierten mir immer die nervigsten Dinge, jedes Jahr, von Neuem. Ich stand am Morgen bereits mit dem Gedanken daran auf, was mir wohl heute wieder Schlimmes passieren würde. Zuletzt kostete mich dieser besagte Tag 200 Franken Busse. Missachtung einer roten Ampel in der Stadt Zürich. Das blöde Ding wechselte nach zwei Autos gleich wieder die Farbe. Dabei wollte ich nicht mal nach Zürich, bin falsch abgebogen. Doch was passiert, wenn ich mich von diesem Datum nicht mehr beirren lassen würde? Wenn ich ab sofort an diesem Tag mit positiven Gedanken aufstehe? Oder wenn du die kaputte Kaffeetasse am Morgen mit Leichtigkeit weggeräumt hättest? Wie wäre es jemand anders ergangen, wenn ihm das Gleiche passiert wäre?


Input ist nicht gleich Output


Der Behaviorismus ging davon aus, dass wir Menschen lediglich auf einen Input von Aussen reagieren, diesem also machtlos ausgeliefert sind. Die Innenwelt wurde dabei völlig ignoriert. Was im Gehirn vor sich geht, galt als uninteressant für die Reaktion selbst. Doch ist das wirklich so uninteressant? Und sind die Gedanken auf eine Situation im Aussen tatsächlich ohne Einfluss auf die Reaktion? Reagiert bspw. jeder Erwachsene gleich auf das Herunterfallen einer Kaffeetasse? Und wie ist es bei Kindern? Heute können wir jedoch Gehirnaktivitäten immer besser messen und bestimmte Verhaltensmuster durch Studien belegen. Wir wissen auch, was für einen grossen Einfluss unsere Gedanken auf unser Hirn und damit auf unsere Emotionen und Handlungen haben (Buchtipp: Dispenza Joe, Ein neues Ich). Diese Erkenntnis ist noch beängstigender, wenn man betrachtet, dass etwa 70% unserer 60’000 Gedanken pro Tag durchschnittlich negativ sind. Jeder Mensch kann also auf die gleiche Situation völlig unterschiedlich reagieren, je nachdem, was für Erfahrungen er bisher mit einer ähnlichen Situation gemacht hat und welche Gedanken er dazu in sich trägt. Diese sogenannten Handlungsmuster und Prägungen wurden vor allem in den Kindheitstagen (bis ca. 7 Jahre) tief eingeprägt. Auch, dass man auf das Herunterfallen einer Kaffeetasse gefälligst mit Entsetzen und Ärger zu reagieren hat. Und nicht mit Freude. Könnte ja aber auch spannend sein, zuzusehen wie etwas in seine Einzelteile zerspringt, oder?


Warum wir eigentlich wie Roboter agieren


Muster und Prägungen dominieren unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Denn unser Hirn ist in dieser Hinsicht etwas bequem. So werden alle ähnlichen Erfahrungen, die wir erleben, in unserem Unterbewusstsein zusammengefasst und als Muster abgespeichert. Ist die Reaktion als solches Muster einprogrammiert, braucht das Hirn viel weniger Energie, das gewünschte Verhalten abzurufen. Deshalb ist es auch so schwierig, etwas anders zu machen als bisher, wie bspw. sein Essverhalten zu ändern. Unsere eingeprägten Muster hindern uns immer wieder daran, um Energie für andere wichtige Körperfunktionen zu sparen. Nur etwa 5% unserer Handlungen kommen aus einem bewussten Entscheid. Bekommt das Hirn eine neue Information, die noch keinem Muster zugeordnet werden kann, erfolgt Verblüffung, Erstaunen oder Nicht-Wahrhaben-Wollen. Im Idealfall wird ein neues Muster angelegt und es entsteht eine neue Verhaltens- und Denkweise. Grundsätzlich möchte das Hirn aber lieber ein bestehendes Muster nutzen, weshalb wir auch vor allem Dinge wahrnehmen, die wir bereits zuordnen können. Ist das nicht verrückt und total beängstigend?


Unsere Wahrnehmung ist eigentlich total verzerrt


Jeder Mensch konstruiert somit seine eigene Wirklichkeit und diese ist geprägt durch sogenannte Wahrnehmungsfilter. Dieses Phänomen der konstruierten Wirklichkeit durch die Wahrnehmungsfilter wird als Konstruktivismus bezeichnet. Wir sehen also einerseits vor allem das, was wir sehen wollen und wodurch wir geprägt sind. Ein grosser Anteil dieser Verzerrung haben unsere aktuelle Verfassung, Vorwissen, Glaubenssätze und Wertvorstellungen durch unsere Herkunft und Erziehung, Kultur, Religion und unser Umfeld. Denken wir ausserdem, wie die meisten Menschen, mehrheitlich negativ, sehen und erleben wir auch mehr negative Situationen. Weitere Wahrnehmungsfilter sind andererseits unsere Wahrnehmungskanäle: Wir sehen, hören, riechen z.b. nicht gleich gut wie viele Tiere. Was am Schluss also in unserem Gehirn ankommt, ist durch solche physiologische und psychologische Filter bis zu 600% verzerrt. Doch Wahrnehmungsfilter, die wir durch Prägungen und Muster mit uns tragen, sind nicht endgültig: So sagt bspw. auch die Epigenetik, dass eine exakt gleiche Zelle sich je nach deren Umfeld völlig unterschiedlich entwickelt (Buchtipp: Lipton Bruce, Intelligente Zellen). Und wir sind ja eine reine Ansammlung von Zellen. Doch was bedeutet das nun?


Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt


"Das Leben eines Menschen ist, was seine Gedanken aus ihm machen." Mark Aurel

Es gibt Länder, in welchen Scherben den Menschen Glück bringen sollen. An Hochzeiten wird deshalb das alte Porzellan tatkräftig auf den Boden geschmissen. Würde dir in einem solchen Land die Kaffeetasse herunterfallen, würdest du am Morgen vermutlich fröhlich ins Büro hüpfen. Geht man davon aus, dass wir unsere Wahrnehmung unbewusst ständig negativ beeinflussen durch unsere Konditionierung, so sollte es auch also möglich sein, diese ins Positive umzuwandeln. Und zwar, indem wir unsere blockierenden und einschränkenden Verhaltensweisen erkennen, unsere Gedanken beobachten und unsere Einstellung langsam verändern. Verändern wir unser Inneres, werden sich auch die Situationen im Äusseren verändern und man beginnt, Dinge völlig neu wahrzunehmen und auf schwierige Situationen plötzlich ganz entspannt zu reagieren. Mein bisher ärgerlichster Tag des Jahres ist übrigens im September. Dieses Jahr wird sich das Drama aber nicht mehr wiederholen - ich bin vorbereitet.


Wrap up

Was wir sehen ist nicht, was andere sehen. Jeder Mensch hat individuelle Wahrnehmungsfilter. Nebst den körperlichen Filtern werden uns als Kind Verhaltensweisen eingeprägt, die unsere spätere Denkweise und Wahrnehmung beeinflussen. Werden wir uns diesen Filtern bewusst, können wir uns langsam davon lösen und unsere Einstellung und Reaktion verändern. So, dass wir zuvor schwierige Situationen gelassener betrachten können.


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